Zwei Medienworkshops für Jugendliche im Sommer 2010

Mit dem Projekt „Robinsons Metaversum“ übertrugen wir die Geschichte des Robinson Crusoe auf das Leben im Netz. Gestrandet in einem digitalen Raum, ohne soziale Kontakte, findet sich der moderne Robinson auf einer virtuellen Insel wieder, die er nicht verlassen kann. Aber Robinson ist nicht alleine, regelmäßig tauchen wie aus dem Nichts die in verschiedenen Gestalten erscheinenden Herrn Freitag auf, versuchen Kontakt zu ihm zu knüpfen und richten sich mit ihm auf der Insel ein.

Neil Stevenson hat im Roman „Snowcrash“ den Begriff des „Metaversums“ geprägt; eine im Computer erzeugte Welt, in der global vernetzte Menschen als Avatare in einem dreidimensionalen Raum miteinander agieren. Mit „Second Life“ und anderen Onlinewelten ist diese virtuelle Welt Realität geworden und erfreut sich gerade bei Jugendlichen wachsender Beliebtheit.

Im Gegensatz zur physischen Welt, die nur begrenzte Ressourcen zum Überleben bereithält, die nur mühsam nutzbar gemacht werden können, gelten in „Robinsons Metaversum“ die digitalen Gesetzmäßigkeiten: virtuelle Objekte werden einfach per Mausklick kreiert, können unbegrenzt vervielfältigt werden und gehorchen keinen physischen Gesetzen. Die BewohnerInnen dieser Welt können fliegen und sich an andere Orte teleportieren. Aber auch der digitale Raum hat unsichtbare Grenzen: Die verschiedenen Systeme sind nicht kompatibel, Bekanntschaften sind extrem flüchtig und die eigenen Daten sind vielfältigen Gefahren ausgesetzt.

In den beiden Workshops entwickelten die 14-18-jährigen TeilnehmerInnen die Geschichte eines Robinson Crusoe im digitalen Raum, gestalteten daraus ein Storyboard und verfilmten dieses in einer 3D-Umgebung am Computer. Als Ergebnis entstanden zwei vier- und sechsminütige „Machinimas“, Filme, die mit Hilfe einer Computerspiel-Engine produziert werden. Machinimas haben sich mittlerweile als eigenes Genre in der semiprofessionellen Filmproduktion entwickelt und schlagen eine wichtige Brücke zwischen dem Computerspielkonsum Jugendlicher und kreativer Medienproduktion. Die virtuelle Umgebung in der die Jugendlichen arbeiteten, war das Cybergrid, eine 3D-Onlinewelt, die der Verein Metaversa e.V. betreibt. Alle Inhalte, Häuser, Fahrzeuge, Gegenstände, Kleidung etc. werden von den NutzerInnen selber gestaltet. Die Serversoftware basiert auf OpenSimulator, das mit Second Life vergleichbare Funktionen bietet, hier allerdings in einer geschützten und von Metaversa e.V. betreuten Community.

Das Projekt wurde gefördert von der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Berlin und in Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Berlin.

Der Film „Robinsons Metaversum“ gewann beim MB21-Multimediafestival 2010 den Sonderpreis „Machinima“.

Die entstandenen Filme:

Robinsons Metaversum (6:12):

Die Verführung (4:03):