Ein Dokumentarfilmprojekt mit SchülerInnen des OSZ für Bürowirtschaft und Verwaltung in Berlin-Lichterfelde
Hintergrundinformation zum Projekt: Das 1942 erbaute KZ-Außenlager Lichterfelde, war eines von ca. 100 Außenlagern, die dem KZ Sachsenhausen unterstanden. In diesem Lager befanden sich jeweils 40% Deutsche und Polen, die restlichen 20% der Häftlinge kamen aus anderen Ländern. Insgesamt lassen sich 18 Nationen nachweisen. Bei den Häftlingen handelte es sich um so genannte Asoziale, Befristete Vorbeugungshäftlinge, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas und politische Häftlinge. Das Lager befand sich unmittelbar in ein Wohnviertel in Berlin-Lichterfelde Süd.
Projektbeschreibung: Im Schuljahr 2008/2009 haben fünf SchülerInnen des Oberstufenzentrum für Bürowirtschaft und Verwaltung (Berlin-Lichterfelde) im Rahmen eines Abiturfaches einen Dokumentarfilm über das Arbeitslager mit betagten Zeitzeugen gedreht. Die Zeitzeugen waren in Berlin, da es jährlich am 8. Mai eine Gedenkveranstaltung gibt, an der sie teilnehmen. Die Zeitzeugen kamen aus der Ukraine, Polen, der Niederlande und Deutschland. Einige von ihnen hatten angegeben, 2008 zum letzten Mal die Reise nach Deutschland anzutreten, da es ihnen aus Altersgründen zunehmend schwerer fiele. Die Zeitzeugen blieben eine Woche in Berlin. Zusätzlich zu den Zeitzeugeninterviews, die ein Schwerpunkt des Dokumentarfilmes sind, wurde ein ausführliches Making-Off erstellt, dass den medienpädagogischen Prozess sichtbar macht. Das Projekt wurde abgeschlossen mit einer Premiere des 35 Minuten langen Films sowie dem Making-Off in einem bekannten Programmkino in Berlin, dem Bali Kino in Zehlendorf. Es waren über 120 Leute gekommen.
Als Vorbereitung für das Projekt gab es verschiedene vorbereitende Treffen, u.a. mehrere Interviewtrainings. Außerdem wurde eine ausführliche Kameraeinführung angeboten. Schlußendlich wurde in einem gemeinsamen Prozess das Konzept für den Film erarbeitet. Als Vorbereitung auf die Interviews beschäftigten sich die jungen Filmemacher/innen mit Fachliteratur, Archivdokumenten und vorhandenen Exponaten (zur Verfügung gestellt vom Verein Initiative KZ-Außenlager Lichterfelde e.V.). Die Materialien waren auch Teil der Dramaturgie des Dokumentarfilms und konnten dadurch die Aussagen der Zeitzeugen bildlich untermauern. In historischen Fragestellungen wurden sie vom Geschichtslehrer beraten. Die Jugendlichen haben insgesamt 6 Monate an dem Film zugebracht, insbesondere der Schnitt war sehr aufwendig und wurde in den Sommerferien komplett selbständig durch die Schüler/innen gemacht. Insgesamt waren 21 Stunden Material zustande gekommen. In dieser Produktionsphase gab es eine intensive Auseinandersetzung unter den Schüler/innen über die Bildsprache, der Dramaturgie und der Musik.
Besonders hervorzuheben ist, dass dieses medienpädagogische Projekt für die Schüler/innen als fünfte Prüfungskomponente für deren Abitur 2009 galt. Alle haben das Abitur mit erfolg bestanden. Weiter sollt erwähnt werden, dass die Zusammenarbeit zwischen einem historischen Verein mit lokalen Bezug (Initiative KZ Außenlager Lichterfelde e.V), einer Schule im gleichen Bezirk (Oberstufen für Bürowirtschaft und Verwaltung), sowie Metaversa e.V und dem Medienkompetenzzentrum im Bezirk (Meko Düppel) vorbildlich lief.
Zusätzlich zum Dokumentarfilm ist ein Making-Of der Dreharbeiten erstellt, um den medienpädagogischen Prozess transparent zu machen.
Öffentlichkeitsarbeit & Nachhaltigkeit:
- Am 1. November 2008 fand die Premiere im Bali Kino Zehlendorf statt (mit über 120 ZuschauerInnen)
- Der Dokumentarfilm und das Making-Off wurden in Januar 2009 im Offenen Kanal Berlin ausgestrahlt.
- Der Film erhielt am 20. Juni 2009 beim „Video der Generationen 2009“, den zweiten Platz.
- Der Presse berichtete während der Projektlaufzeit mit großen Interesse über das Projekt. U.a. der TAZ, Berliner Zeitung, Neues Deutschland und Märkische Allgemeine Zeitung (Presseartikel im Anhang).
- Am 19. Januar 2009 stellten die Schüler/innen ihren Film auf der Veranstaltung „denk!mal“ im Abgeordnetenhaus von Berlin vor und wurden dort u.a. von dem Parlamentspräsidenten Walter Momper gelobt.
- Zwei der Schüler erhielten für Januar 2009 eine Einladung aus dem Bundespräsidialamt, um zusammen mit wenigen ausgewählten Schülern mit dem Bundespräsidenten Horst Köhler über das Thema „Erinnern und Gedenken“ zu sprechen, der sich damit auf seine Rede im Deutschen Bundestag am Auschwitz-Gedenktag vorbereiten wollte.
- Am 27. Januar 2009, dem Auschwitz-Gedenktag, haben die SchülerInnen ihr Projekt der Schulöffentlichkeit vorgestellt, dazu begleitende Reden gehalten und bei der Schülerschaft für die Mitarbeit an weiteren historisch-politische Projekten geworben.
- Am 5. Juni 2009 haben die Schüler/innen ihren Film im Rahmen der Fünften Prüfungskomponenten des Abiturs 2009 präsentiert und ein eindrucksvolles Colloquium bestritten.
- Von dem Dokumentarfilm wurde eine DVD mit ausführliches Booklet gepresst, dass interessierten Schulen und anderen Bildungseinrichtungen als Bildungsmaterial zur Verfügung steht.
- Die DVD des Films wurde an alle mitwirkenden Botschaften, politischen Parteien im Bezirk und individuelle Unterstützer, als Dankeschönzugesandt.
- Der Verein „Initiative KZ-Außenlager Lichterfelde e.V.“ verwendet den Film für weitere Veranstaltungen und Bildungsarbeit.
- 14.11.2009 wurde uns für das Projekt „Damals waren wir Nummern, heute sind wir Menschen“ der Sonderpreis des Medienpreises „MediaMax 2009“ auf dem jugendFORUM überreicht.
Die medienpädagogische Betreuung sowie filmische Bearbeitung lag in der Verantwortung des Medienkompetenzzentrums Düppel und Metaversa e.V.
Das Projekt wurde gefördert von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, der Medienanstalt Berlin Brandenburg (MABB) und dem Kulturamt des Bezirks Stegliz-Zehlendorf.
Medienkompetenzzentrum Düppel
Initiative KZ Außenlager Lichterfelde e.V.
Offener Kanal Berlin
OSZ für Bürowirtschaft und Verwaltung
Jugendamt Steglitz-Zehlendorf
VJB Zehlendorf e.V.
Trailer des Films
Mehr Informationen bei
Daniel Abma (abma[at]metaversa.de) und Kirsten Mohri (mohri[at]metaversa.de)
Bitte das [at] gegen ein @ austauschen!